Soll der eigene Wille im Falle einer Urteilsunfähigkeit so weit als möglich umgesetzt werden, lohnt es sich vorauszuplanen. Dies bedeutet auch für die Nahestehenden eine Erleichterung.
Wird eine Person durch Krankheit oder Unfall urteilsunfähig, stellen sich viele Fragen: Wer vertritt ihre Interessen? Welche medizinischen Behandlungen werden durchgeführt? Welche nicht? Viele dieser Fragen lassen sich im Voraus klären, dabei sind drei Ebenen zu unterscheiden:
Die allgemeine Vorausplanung umfasst das Planen in unterschiedlichen Lebensbereichen. Dokumentation: z.B. ein Vorsorgeauftrag, ein Testament oder die verbindliche Regelung finanzieller Fragen.
Die krankheitsspezifische Vorausplanung für Betreuung und Behandlung ist ein strukturierter und fortlaufender Prozess zwischen betroffenen Personen, ihren Angehörigen und Fachpersonen, um individuelle Behandlungswünsche gemeinsam zu definieren und zu dokumentieren.
Die gesundheitliche Vorausplanung (engl. Advance Care Planning = ACP) definiert im Voraus das gewünschte Vorgehen bei lebenserhaltenden Massnahmen oder spezifischeren Therapien für den Zeitpunkt der eignen Urteilsunfähigkeit, wenn man sich selber nicht dazu äussern kann. Dokumentation: z.B. eine Patientenverfügung oder ein Notfallplan.1
Mit den Nächsten sprechen
Beim ACP, das sowohl für gesunde als auch kranke Menschen sinnvoll ist, bestimmen die entsprechenden Personen ihre Vertretung bei einer Urteilsunfähigkeit. Zudem legen sie fest, welche medizinischen Massnahmen bei einem Notfall sowie bei einer vorübergehenden oder dauerhaften Urteilsunfähigkeit getroffen werden sollen und welche nicht.
Dies alles geschieht mit der Unterstützung von Fachpersonen. Das sei besonders wichtig, betont Weidmann-Hügle. «Es gibt Personen, die vorgefertigte Formulare ausfüllen, ohne die – teilweise komplexen – Inhalte genau zu verstehen, und nicht bedenken, dass diese Dokumente verbindlich sind.» Für jene, die sich nicht mit konkreten medizinischen Interventionen auseinandersetzen wollen, sei es sinnvoller, in Absprache mit der entsprechenden Person lediglich zu bestimmen, wer bei einer Urteilsunfähigkeit vertretungsberechtigt ist, sowie mit dieser und anderen Nahestehenden über Dinge zu sprechen, die einem wichtig sind.
Dies beispielsweise in Bezug auf Schmerzen, Angst, das Bewusstsein oder das Leben allgemein. «Denn nur wenn der eigene Wille kommuniziert wird, kann dieser bei einer Urteilsunfähigkeit auch so weit wie möglich gewahrt werden.»
Bundesamt für Gesundheit BAG und palliative ch (2018): Gesundheitliche Vorausplanung mit Schwerpunkt «Advance Care Planning». Nationales Rahmenkonzept für die Schweiz. Bern.
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Finden Sie Unterstützung bei der Vorausplanung
Die Lungenliga unterstützt Menschen mit Lungen- und Atemwegserkrankungen beim Erstellen einer Patientenverfügung und eines Vorsorgeauftrages. Auf unserer Homepage finden Sie die Ratgeber zum Thema «Erbschaften und Vorsorge». Sie bieten Hilfe bei der Vorausplanung in finanziellen Belangen. Der Pflichtteilrechner gibt einen ersten Überblick über Ihre Rechte und Pflichten in Erbangelegenheiten. Diese Dienstleistungen sind kostenlos.
Was die umfassende gesundheitliche Vorausplanung, also das Advance Care Planning (ACP), betrifft, existiere im Moment noch kein flächendeckendes Angebot, sagt Monika Obrist, Geschäftsleiterin palliative zh+sh. Dieses sei jedoch im Aufbau. «Das Bildungszentrum USZ organisiert Fortbildungen zu ACP, palliative zh+sh bietet ein IT-Tool für ACP und Notfallpläne (NOPA) an. Ziel ist es, Fachpersonen aus Arztpraxen, Spitälern und Gesundheitsorganisationen zu ACP-Beraterinnen und -Beratern auszubilden, um ACP möglichst bald breit anbieten zu können. Im Auftrag des BAG haben wir nationale Fachgesellschaften, Patientenorganisationen und Leistungserbringer befragt und ein grosses Interesse an ACP erkannt. Es braucht nun einen breiten Diskurs, um die Entwicklung von ACP gemeinsam voranzubringen.»
Möchten Sie wissen, ob in Ihrer Region bereits ein entsprechendes Angebot besteht?
Dann wenden Sie sich an den Verein palliative zh+sh: